Samstag, 7. September 2019

20. Zu guter Letzt.... ein Fazit

Der Deutschlandlauf war ein Erlebnis, das uns unvergeßlich bleiben wird.

Er hat mir, Bernd, den Helfern und auch Oliver alles abverlangt. Alle sind irgendwo an ihre Grenzen gelangt.

Heute morgen - 2 Tage nach Finish - meinte Bernd zu mir, dass er es noch weitere Tage wohl nicht geschafft hätte.

Es kann so viel passieren.

Beim DLL sind schon vorher einige Helfer ausgefallen. Mit Helfern überbesetzt war der Lauf ohnehin nicht. Zum Glück sind Menschen eingesprungen, die das vorher überhaupt nicht geplant hatten. Petra und Mike wollten eigentlich nur Udo unterstützen. Sie haben dann dauerhaft und mit viel Liebe und Herz den VP4 übernommen. Als Oliver verletzt war, erklärte sich Corinne spontan bereit, die Strecke zu markieren. 2 oer 3 Tage lang markierte sie die gesamte Strecke, danach weiter teilweise. Sie hat das super gemacht und vielleicht den ganzen Lauf damit gerettet.

Überhaupt die Helfer! .... Ein dickes Dankeschön an alle Helfer! Es war lange und schwer. Ihr habt bis zum Schluß durchgehalten, obwohl es nicht immer einfach war. Ihr habt es die Läufer nie merken lassen, wenn es einmal nicht gerade Spaß für euch war. Ihr habt die VPs immer pünktlich fertig gehabt und ihr habt ohne zu murren immer auch auf den Letzten gewartet. Ohne vorher schon alles halb eingepackt zu haben. Ihr habt den Läufern gut zugesprochen, getröstet, gepflastert, gesalbt. Und wenn es gar nicht ging, sie mitgenommen. Ihr habt den Lkw jeden Tag aufs Neue beladen und entladen. Euch um das Gepäck gekümmert. Die Tische, Bänke, die "Küche". Dabei seid ihr doch auch gar nicht mehr die Jüngsten. Das Frühstück war jeden Tag pünktlich fertig. Ein gutes Frühstück! Ohne solch zuverlässige engagierte Helfer wäre ein solcher Lauf nicht möglich.

Oliver hat vollsten Einsatz gezeigt. Er ist der Veranstalter, für alles verantwortlich und hat zusätzlich die Strecke markiert. Jeden Tag war er der Erste, der unterwegs war und lange hat er seine Verletzung ignoriert und einfach weiter gemacht.

Bei den Läufern griffen Verletzungen und Überlastungserscheinungen um sich. Es gab eine Streßfraktur, Shin Splints, Probleme mit der Achillessehne und dem Fußheber, eine Mittelfußentzündung, muskuläre Probleme, schlimme Blasen, Zahnschmerzen, Magenschmerzen, offene Scheuerstellen und wer weiß was noch. Manche Läufer konnten mit ihren Problemen weiterlaufen, andere mussten es drangeben.

Schlaf und Erholung sind wahnsinnig wichtig. Nur war es manchmal nicht so einfach. Langsame Läufer kamen manchmal erst kurz vor der Nachtruhe ins Ziel. Die Sporthallen waren manchmal groß und komfortabel. Manchmal klein und laut, manchmal gab es zu wenige Toiletten oder Waschmöglichkeiten, manchmal ging das Licht nicht aus oder nicht an. Das mussten die Läufer alles wegstecken und das taten sie auch total stoisch. Wahrscheinlich ist ein so dickes Fell überhaupt Voraussetzung für den Erfolg bei einem solchen Unternehmen.

Ich bewundere jeden Läufer, der seine Schmerzen und seine Müdigkeit und seine Leere jeden Tag erneut überwunden und das Ziel erreicht hat. Ihr seid Helden!

Überhaupt war das Klima unter den Läufern und der Umgang miteinander großartig. Obwohl zumindest die Turnhallenschläfer lange Tage zum Teil sehr eng beisammen waren und auch die sanitären Möglichkeiten oft sehr begrenzt waren, gab es keinen Zoff und keine bösen Worte. Alle sind sehr freundschaftlich und rücksichtsvoll miteinander umgegangen.

Die Essensversorgung nachmittags und abends war manchmal schwierig. Bis zum Abendessen war jeder Läufer selbst für sich zuständig. Nur wie und wo soll denn jemand, der seit Tagen bis an seine Grenzen läuft, sich etwas zu Essen besorgen? Viele waren doch so froh, endich im Ziel zu sein und duschen und die Beine hochlegen zu können. Dabei wäre es ja unheimlich wichtig, gleich zu essen und nicht erst abends.

Das Abendessen hat hin und wieder nicht gut funktioniert. In Restaurants musste manchmal lange gewartet werden. Dabei wollten die Läufer schnell ins Bett, denn um 3:30h oder 4:00h war doch wieder wecken.

Ich habe davon gehört, dass es Läufe gibt, bei denen es nur Instantnudeln oder ähnliches abends gibt. Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.

Die Versorgung an den Verpflegungspunkten war dagegen hervorragend! Die Fotos, die im Blog zu sehen sind, sprechen für sich. Immer gab es Kohlenhydrate in Form von belegten Broten, Chips, Gummibären, Bananen, Sportriegeln und Schokoriegeln. Immer gab es Vitamine durch Obst und Gemüse (Äpfel, Weintrauben, frische Ananas (!!!), Melone, Tomaten, Gurken, Paprika). Immer gab es Salz und saure Gurken, Boulettchen und Würstchen. Wenn möglich, kochten die Helfer - Karl sowie Petra/Mike, die ein Wohnmobil hatten - Kartoffeln. Bei Gerlinde gab es Sportler-Kuchen, den ihre Schwester gebacken und extra auf die Läuferbedürfnisse abgestimmt hatte. Immer gab es Iso-Pulver und verschiedene Getränke. Neben Wasser gab es Apfelschorle, Cola, Eistee, Brause, Malzbier. Als es kalt war, gab es bei Gerlinde VP1 warmen Tee. Rolf, der Vater vom "großen" Martin, besorgte einmal bei großer Hitze Eiswürfel zum Geränkekühlen (!!!) und mehrfach spendierte er Speiseeis für alle Läufer. Ich war ja immer mit den letzten Läufern an den VPs und es gab trotzdem noch alles. Ganz großes Kino!

Und ich?

Ich wollte doch eigentlich - während Bernd läuft - an Seen auf Wiesen liegen, baden, durch hübsche Städtchen spazieren, mir Deutschland ansehen? Und Bernd immer mal locker entgegenlaufen, um das letzte Stück mit ihm zusammen zu laufen? Oder eben mit dem Fahrrad fahren?

Fast nichts davon ist passiert. :-))  Der Deutschlandlauf war auch für mich viel schwerer als erwartet. Ich war ständig übermüdet. Ich war völlig ausgelastet damit, uns beide einigermaßen zu versorgen. Ich hatte das Gefühl und er bestätigte das auch, dass es Bernd gut tut, wenn ich oft mit an der Strecke bin. Ich wäre gar nicht in der Lage gewesen, selbst noch zu laufen.

Das macht gar nichts. Für Bernd hat sich ein Lebenstraum erfüllt. Nach der Fahrradtour zum Nordkap war das sein zweites ganz großes Projekt. Ich freue mich wie dolle und verrückt für ihn und bin auch unheimlich stolz auf ihn!

Übrigens: Bernd hat nicht viel Gewicht verloren. Dafür aber Fett. Er ist mit 69,5 kg / 15,4% Fett / 37,1% Muskeln gestartet und hatte am 7.9.: 69,3 kg/ 9,7% Fett / 40,4% Muskeln. Der Rekord beim Gewichtsverlust unter den Läufern lag bei sagenhaften 8kg!

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Video ist fertig

Etappen 1 - 10 Etappen 11 - 19 .